William Levi Dawsons „Negro Folk Symphony“ hätte kaum einen vielversprechenderen Start haben können: Die Uraufführung in der New Yorker Carnegie Hall im Jahr 1934 wurde vom Philadelphia Orchestra unter dem weltberühmten Dirigenten Leopold Stokowski gespielt, CBS übertrug das Werk landesweit im Radio. Und doch geriet es bald in Vergessenheit – wie viele Arbeiten afroamerikanischer Komponist:innen. Der US-Amerikaner Kellen Gray wirft jetzt gemeinsam mit den Musiker:innen des Royal Scottish National Orchestra, bei dem er stellvertretender Dirigent ist, einen neuen Blick auf die Sinfonie – wie auch auf zwei weitere afroamerikanische Schlüsselstücke des 20. Jahrhunderts, die „Symphony No. 1 ,Afro-American’“ von William Grant Still und George Walkers „Lyric for Strings“. Bei allen drei Werken handelt es sich um Musik, die den Klassik-Begriff maßgeblich erweiterte, indem sie Genres wie Jazz, Folk, Gospel oder Spirituals eingemeindete und so ein Fundament für viele musikalische Entwicklungen der Folgejahre legte. Eine herrlich melodiöse Geschichtsstunde!