Manifest I

Heute woll'n wir euch mal eine Geschichte erzähl'n So wie ein Märchen aus tausendundeiner dunklen Nacht Ihr wart dabei, ihr habt's doch alle selbst geseh'n Und alle habt ihr euch gefragt: "Wie hab'n die das gemacht?" Ein Jahr Top Five in den Charts Aus dem Nichts sind wir gekommen und auf einmal war'n wir da Jetzt mal im Ernst: War es echt so einfach, wie es aussah? Ja, es war so einfach, wie es aussah In ein paar Tagen sind wir ebenso mal durchmarschiert Debütiert, wo ihr nie hinkommt, alle andern wegrasiert Laut Spiegel hat uns Universal damals in die Charts gebracht Und nochmal ein Jahr später haben wir es dann allein geschafft Ohne Vertrieb, ohne Label, ohne Management Dafür nicht eine einzige Sekunde auf den Knien Und dafür, dass jeder Zweite mittlerweile unsern Namen kennt Brauchten wir weder euch noch eure furchtbare Doktrin Keine superschlauen A&Rs, kein Marketingkonzept Keine hunderttausend Euro für gekaufte Google Ads Keine angesagten Features, keinen Knebelvertrag Keine Businessexperten und keinen supertoll'n Verlag Nur ein paar Freunde, die in größter Not noch Freunde blieben Die sich bis heute nichts von niemandem diktieren ließen Als sie uns alles nahmen, außer die Musik Und unser Weimar Kollektiv Aber langsam, nochmal an den Anfang Als "Erwartet Uns!" im Juni '21 an den Start kam Hatten wir noch keine Abos, keine Follows, keine Fans Aber jede Menge Hater und famegeile Fake Friends Damals habt ihr euch noch lustig gemacht Über die Spastis mit den Masken eure Witze gemacht Habt über uns gelacht und habt gesagt, dass das niemals klappt Aber dann kam "Bester Feind" und dann hat keiner mehr gelacht Denn mit jeder neuen Single realisierten sie Mit Weimar kann man perspektivisch richtig Geld verdien'n Und weil Geld verdien'n ein bisschen cooler ist, als gegen was zu sein Wollten alle plötzlich unsre neuen besten Freunde sein Auf einmal kamt ihr angerutscht auf den Knien Und wolltet, dass wir euer seltsames Festival spiel'n Nicht einmal, nicht zweimal, zigmal habt ihr uns gefragt Doch wir haben immer wieder nein gesagt Weil wir euch unsympathisch finden, da ging es nie um Geld Wir verachten euch ganz einfach aus dem Tiefsten unsrer Selbst Und deswegen könnt ihr eure Hoffnung auch ad acta legen Dass wir uns in diesem Leben vielleicht doch die Hände geben Egal, irgendwann habt ihr begonnen zu realisier'n Dass Weimar bei euch auftritt, wird vermutlich nie passier'n Doch weil Leute wie ihr ein Nein nicht akzeptier'n Habt ihr Witzfiguren angefangen, uns zu sabotier'n Oder denkt ihr Vögel ernsthaft, wir hätten nicht gewusst Dass ihr Bilder rumgeschickt habt, offenkundig und bewusst? Mit der Absicht, dass sie irgendjemand für euch publiziert Weil ihr selber viel zu feige wart und wusstet, was passiert Aber Fehlanzeige, absolut keiner hat da mitgemacht War lustig damals, glaubt mir, Kinder, herzhaft haben wir gelacht Über den Deoroller und seinen erfolglosen Lakai'n Doch wo man seine Band wie Dad-Jokes nennt, darf Dummheit keine Schande sein Im Angesicht des Scheiterns seid ihr dann ausgetickt Habt eure kleinen, süßen anonymen Briefchen verschickten An alle Festivalbetreiber, jede Venue unsrer Tour Aber bei ausverkauften Häusern waren die natürlich stur Ganz egal, was ihr gemacht habt, es hat nicht funktioniert Wohin auch immer ihr gegangen seid, ihr wurdet ignoriert Euer Hass wuchs immer weiter, doch wir wurden immer mehr Also mussten irgendwann schärfere Geschütze her Mit Zornesfalten auf der Stirn seid ihr Denunzianten dann Wutentbrannt zu der sonst so bösen Lügenpresse gerannt DPA, ZDF, MDR, WDR Springer-Presse, Spiegel, Focus und natürlich auch dem Stern Jeden habt ihr angeschrieben, alle habt ihr vollgeflennt "Weimar ist eine ganz furchtbar böse Band" Doch dieser kleine Bitchmove hat dann endlich funktioniert Und alle haben recherchiert